Die brandenburgische Lausitz will ein bundesweiter Vorreiter in der telenotärztlichen Patientenversorgung werden. So sollen die 100 Rettungstransportwagen und die 25 Notarzteinsatzfahrzeuge der Regionalleitstelle Lausitz mit Geräten zur mobilen Datenübertragung ausgestattet werden. Die Tablets samt Zubehör kosten rund 716.000 Euro. Die Interministerielle Arbeitsgruppe (IMAG) Lausitz der Landesregierung hat das Vorhaben heute als förderwürdig bewertet. Damit kann die Stadt Cottbus als Projektträger Fördermittel bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) beantragen.
Die Regionalleitstelle Lausitz koordiniert Rettungs-, Feuerwehr- und Katastropheneinsätze für Cottbus sowie die Landkreise Spree-Neiße, Oberspreewald-Lausitz, Dahme-Spreewald und Elbe-Elster. Zu den Hauptaufgaben gehört die Annahme von Notrufen. Mit Hilfe der Tablets sollen die Mitarbeiter der Rettungsdienste zukünftig entlastet werden und örtlich flexibel arbeiten sowie in Notfällen schnell Patientendaten an Notärzte in den Rettungsstellen oder an die aufnehmenden Kliniken übermitteln können. In medizinisch kritischen Situationen können so schon sehr früh Entscheidungen zu notwendigen Medikationen oder Therapien eingeholt werden.
Die Chefin der Staatskanzlei, Ministerin Kathrin Schneider, unterstrich anlässlich der IMAG-Entscheidung: „Das telenotärztliche Projekt ist ein sehr wichtiger Fortschritt für die medizinische Versorgung in der Lausitz. Es ist ein Baustein für den Aufbau der Modellregion Gesundheit, die wir im Rahmen der Lausitzer Strukturstärkung schaffen. Es steht zudem klar im Kontext zur geplanten Medizinischen Universität Lausitz sowie dem Umbau des Cottbuser Carl-Thiem-Klinikums zur Uni-Klinik und zum Digitalen Leitkrankenhaus.“
Der Lausitzbeauftragte des Ministerpräsidenten, Klaus Freytag, ergänzte: „Das Projekt bringt einen flächendeckenden Effizienzgewinn für Notarzt- und Rettungseinsätze und ist ein Vorbild in der Digitalisierung von Rettungsmitteln. Telemedizin, Digitales Leitkrankenhaus und Universitätsmedizin – alles zusammen bildet eines Tages einen einheitlich digitalisierten Gesundheitssektor in der Lausitz.“
Die Leitstelle Lausitz könnte Blaupause für den Aufbau eines telenotärztlichen Systems in allen brandenburgischen Leitstellen und Rettungsdiensten werden. Auch eine bundesländerübergreifende Ausweitung ist denkbar. Das Gesundheitsministerium unterstützt die Idee eines flächendeckenden einheitlichen Telenotarztsystems und arbeitet an den rechtlichen Grundlagen.
Im Detail sollen Tablets für folgende Rettungstransportwagen (RTW) und Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF) in den vier Lausitzer Kreisen und der Lausitz-Metropole Cottbus beschafft werden:
Cottbus: 11 RTW / 5 NEF
Dahme-Spreewald: 32 RTW / 8 NEF
Elbe-Elster: 21 RTW / 4 NEF
Oberspreewald-Lausitz: 19 RTW / 4 NEF
Spree-Neiße 17 RTW / 4 NEF
Hintergrund:
Die Strukturentwicklung in der Lausitz mit dem geplanten Ausstieg aus der Braunkohle wird über das Strukturstärkungsgesetz des Bundes forciert. Geld wird über zwei Förderarme ausgereicht. Mit Arm 1 stehen dem Land Finanzhilfen in Höhe von 3,6 Milliarden Euro zur eigenen Verwendung zur Verfügung. Diese Bundesförderung setzt das Land über sein „Lausitzprogramm 2038“ und auf der Grundlage eines von der Wirtschaftsregion Lausitz GmbH (WRL) moderierten Werkstattprozesses ein. Aus diesem Budget könnte das Projekt Telemedizin gefördert werden. Mit Arm 2 schiebt der Bund in eigener Regie Projekte für die Lausitz an. Dazu stehen bis 2038 mehr als 6,7 Milliarden Euro bereit. Dabei geht es um Projekte wie das ICE-Werk und die Universitätsmedizin, den Lausitz Science Park, die Technologieinitiative Hybrid Elektrisches Fliegen oder wichtige Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen.
Weitere Informationen: wirtschaftsregion-lausitz.de