Das Bündnis der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten in der Lausitz veranstaltet am heutigen Freitag (16.09.) in Spremberg/Grodk (Spree-Neiße) eine Konferenz zum Strukturwandel.

Dabei geht es um Chancen und Perspektiven für Frauen in der Lausitz und mehr Geschlechtergerechtigkeit im Strukturwandel. Brandenburgs Frauenstaatssekretärin Anna Heyer-Stuffer und Landesgleichstellungsbeauftragte Manuela Dörnenburg nehmen daran zusammen mit der sächsischen Gleichstellungsstaatssekretärin Dr. Gesine Märtens teil. Die Veranstaltung wird vom Frauenministerium mit 9.000 Euro gefördert.

Frauenstaatssekretärin Anna Heyer-Stuffer: „Der Strukturwandel in der Lausitz zählt zu den größten Vorhaben im Land Brandenburg in den kommenden Jahren. Das ist ein ganz entscheidender Prozess für alle Menschen in der Region. Der Transformationsprozess nach dem Mauerfall führte zu einer großen Abwanderung gut ausgebildeter Frauen und damit zu nachhaltigen demografischen Verwerfungen in ganz Ostdeutschland. Auch in der Region Lausitz leben heute deutlich weniger Frauen als Männer. Solch eine Abwanderung darf sich nicht wiederholen. Deshalb ist es so wichtig, die Bedingungen für Frauen zu verbessern: sie in allen Entscheidungsprozessen frühzeitig und gleichberechtigt zu beteiligen und ihnen attraktive Lebens- und Arbeitsbedingungen zu bieten. Von den geplanten Investitionen und Maßnahmen müssen alle Menschen, Frauen und Männer, gleichermaßen profitieren. Deshalb unterstützen wir das Bündnis der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten der Lausitz. Punkte ihres Positionspapiers zum Strukturwandel hat Brandenburg gemeinsam mit Sachsen in den Beschluss der diesjährigen Konferenz der Frauen- und Gleichstellungsminister*innen eingebracht.“

Landesgleichstellungsbeauftragte Manuela Dörnenburg: „In dem notwendigen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Wandel der Lausitz sind Frauen nicht nur mitzudenken, sondern auch von Anfang an zu beteiligen. Hier sehen wir noch Defizite. So benennt zum Beispiel die ‚Entwicklungsstrategie Lausitz 2050‘ an keiner Stelle die Kategorie ‚Geschlecht‘ als strukturierendes Merkmal. Nicht wenige Frauen in der Lausitz sitzen auf gepackten Koffern und fühlen sich alles andere als gleichberechtigt beteiligt. Die Abwanderung von Frauen verändert das Sozialleben in den Gemeinden seit längerem mit allen Konsequenzen für die Region. Es wäre für die gesamte Region fatal, wenn bei den anstehenden Investitionen die Interessen von Frauen nicht konsequent mitberücksichtigt werden. Die Lausitz muss bessere Bedingungen für junge Frauen organisieren, wenn sie zukunftsfähig bleiben will. Deshalb fordern die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten der sächsischen und brandenburgischen Lausitz zurecht unter anderem, eine paritätische Besetzung aller Gremien und eine geschlechtergerechte Verteilung der Strukturwandelmittel.“

Das Bündnis der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten in der Lausitz hatte im Sommer 2021 ein Positionspapier zum Strukturwandel gefasst (Download: https://www.fwiekraft.de/images/Projekt/20210607Positionspapier.pdf ).

Auf Initiative von Brandenburg und Sachsen wurden aus diesem Positionspapier Punkte in einem Beschluss der diesjährigen Konferenz der Gleichstellungs- und Frauenminister*innen der Länder (GFMK) aufgenommen. In dem GFMK-Beschluss „Strukturwandel geschlechtergerecht gestalten und begleiten“ heißt es unter anderem: „Um gleichwertige und geschlechtergerechte Lebensverhältnisse herzustellen, muss politisches Handeln dabei ganzheitlich die sozialen, demografischen und kulturellen Herausforderungen aus einer geschlechtersensiblen Perspektive in den Blick nehmen. […] Für einen sozial nachhaltigen Strukturwandel ist es aus Sicht der GFMK unerlässlich, bereitgestellte öffentliche Mittel geschlechtersensibel einzusetzen. […] Transformationsprozesse sollten kontinuierlich wissenschaftlich unter gleichstellungspolitischen Aspekten begleitet sowie entsprechende Forschungen gefördert werden. […] Die Umsetzung von konjunkturfördernden und strukturstärkenden Mitteln sowie die Steuerung und Begleitung dieser wie auch weiterer Transformationsprozesse erfordern zudem die Beteiligung auch und insbesondere von Frauen. Damit ihre Perspektive hinreichend berücksichtigt wird, sind Entscheidungs- und Begleitgremien geschlechterparitätisch zu besetzen.“

Die heutige Konferenz trägt den Titel „Struktur wandel dich – Struktur, wir wandeln dich! Mehr Geschlechtergerechtigkeit im Strukturwandel“. Die Konferenz will die Lücke zwischen dem Wissen über ungleiche Folgen von Strukturwandelprozessen und der Fähigkeit zu handeln schließen. Diskutiert wird unter anderem über politische Partizipation von Frauen in der Lausitz und Handlungsfelder wie Daseinsvorsorge und Mobilität, Berufs- und Bildungschancen sowie soziale Innovation und Regionalentwicklungsperspektiven.