Die Gründung der Universitätsmedizin Lausitz – Carl Thiem (MUL-CT) ist eine direkte Antwort auf den dringenden Bedarf an medizinischem Fachpersonal und die Herausforderungen der Gesundheitsversorgung in ländlichen Gebieten. Brandenburg, besonders die Lausitz, leidet unter einem akuten Ärztemangel, der sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen könnte. Die Universitätsmedizin soll dem entgegenwirken, indem sie eine praxisnahe Ausbildung für zukünftige Mediziner bietet und damit langfristig die medizinische Versorgung in der Region sichert.

Am 1. Juli 2024 wird die MUL-CT offiziell gegründet. Dies markiert den Beginn einer neuen Ära für die Region. Vorausgegangen waren intensive Vorbereitungen, die auf die langjährige Tradition und die Qualität des bisherigen Carl-Thiem-Klinikums aufbauen. Gefeiert wurde das 110-jährige Jubiläum des Klinikums und damit auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzlich gedankt. Zahlreiche Schwarz-Weiß-Fotos liefen in einer Diashow und machten bewusst, wie sehr sich unser Krankenhaus in den letzten Jahren entwickelt hat.

Bundeskanzler Olaf Scholz und Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke waren Ehrengäste dieser Feierlichkeit und zeigten sich stolz. Brandenburgs Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke ist einer der Treiber hinter dem Transformationsprozess des Krankenhauses zur landeseigenen Universitätsmedizin: “2019 haben wir im Abschlussbericht der Kohlekommission das Projekt einer ‚Modellregion Gesundheit Lausitz‘ benannt. Es gab skeptische Gemüter zu diesem ambitionierten Vorhaben. Doch heute können wir voller Stolz sagen: Wir sind erfolgreich.” Das Klinikum wird in die Trägerschaft des Landes Brandenburg übergehen – die symbolische Schlüsselübergabe fand bereits am 26. Juni im Rahmen eines Festaktes statt.

Die positiven Dimensionen dieser Gründung betonte auch Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Rede zum Festakt:

„Die Gründung einer Universitätsklinik ist eine gute Idee für Cottbus, für die Lausitz, für Brandenburg und für Deutschland. Bis zu 200 Medizinerinnen und Mediziner, die wir in unserem Land so dringend brauchen, sollen hier in Cottbus künftig Jahr für Jahr ausgebildet werden. 80 Professuren entstehen sowie 1300 Arbeitsplätze für Fachkräfte. Das ist ein ganz wichtiger Teil des Zukunftsprojekts in dieser Region.“ 

Neben der praktischen Ausbildung von Medizinstudierenden werden auch neue Fachgebiete wie Pharmakologie und universitäre Funktionsbereiche wie Hochschulambulanzen eingeführt. Die ersten Studierenden sollen zum Wintersemester 2026/27 ihr Studium aufnehmen. Bis 2035 soll die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger auf 165 pro Jahr ansteigen. Dies geht einher mit dem schrittweisen Aufbau der Professuren und des akademischen Personals. Die Universitätsmedizin Lausitz wird somit das Herzstück der „Modellregion Gesundheit Lausitz“ bilden. Diese Modellregion soll innovative Versorgungsstrukturen entwickeln und erproben, die besonders für ländliche und strukturschwache Regionen geeignet sind. Ein digital unterstütztes Netzwerk von Gesundheitsakteuren wird aufgebaut, um eine umfassende und koordinierte Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Verschiedene Strukturwandelprojekte greifen hier wie Zahnräder ineinander.

Zu nennen ist hier beispielsweise die Etablierung eines digitalen Leitkrankenhauses. Um die kooperative Vernetzung verschiedener Gesundheitsversorger zu verbessern und zu koordinieren, wird das Uniklinikum zum „digitalen Leitkrankenhaus“. Investiert wird hierfür in technische und administrative Ausstattung, Schnittstellen-Arbeitsplätze und auch Datensicherheit. Durch das Strukturwandelprojekt wird so ein digitales Fundament für den Maximalversorger der Modellregion gesetzt. Dies ermöglicht beispielsweise eine Ferndiagnostik in ländlichen Praxen unter Einbezug von Fachwissen aus der Zentrale. Zusätzlich wird die Schaffung einer branchenspezifischen Infrastruktur in der Region gefördert.

Ziel ist es, die Ansiedlung und Neugründung im medizinischen Bereich zu stärken und so regionale Wertschöpfungsketten zu schaffen. Branchenspezifische Infrastruktur fördert Ansiedlungen sowie Aus- und Neugründungen im medizinischen Bereich. Hierfür dient das Projekt des Zentrums für Medizintechnologien (Medical Accelerator). Es entsteht ein Gebäude mit Büro- und medizinischen Werk- und Laborflächen zur Nutzung durch Start-ups, Spin-offs und Unternehmen insgesamt.

Weil der Fachkräftemangel im Lausitzer Strukturwandel eine zentrale Herausforderung ist, treten zwei Projekte dieser entgegen. Zum einen wird die Modernisierung der Forster Pflegeschule unterstützt. Neben baulichen Maßnahmen wird ein digitales Simulations- und Schulungs-Lab aufgebaut. Durch praxisnahe Simulationen und modernste Ausbildungsbedingungen sollen die Lehrqualität und auch die Attraktivität des Ausbildungsstandortes gesteigert werden. Zum anderen wird das „interdisziplinäre Bildungszentrum Gesundheit Lausitz“ aufgebaut. Vorgesehen ist hier die Aus- und Weiterbildung medizinischer und pflegerischer Gesundheitsberufe sowie von ärztlichen und nicht-ärztlichen Hygienefachkräften. Und das sind jetzt nur vier Projekte von vielen, welche die Modellregion Gesundheit Lausitz voranbringen werden. Diese Vorhaben werden über verschiedene Wege aus Mitteln des Kohleausstiegs unterstützt und verdeutlichen, wie Strukturstärkung in die Modernisierung der Gesundheitsversorgung in der Region einzahlt.

Die Zukunft der MUL-CT ist vielversprechend. Dafür wird auch das neue Führungsteam sorgen, das während des Festakts vorgestellt wurde:

o          Vorstand Krankenversorgung: Prof. Dr. Eckhard Nagel

o          Gründungsvorstand Wissenschaft: Prof. Dr. Adelheid Kuhlmey

o          Gründungsvorstand universitärer Strukturaufbau: Dr. Ulrike Gutheil

o          Pflegevorstand: Andrea Stewig-Nitschke

o          Digitalisierungsvorstand: Martin Peuker

o          Kaufmännischer Vorstand: Dr. Alexander Hewer

Sebastian Scholl wird Beauftragter des Vorstandsvorsitzenden für die Modellregion, Dr.-Ing. Steffen Ortmann wird die digitale Forschungsinfrastruktur leiten und soll stellvertretender Vorstand Digitalisierung werden.

Die Gründung der Universitätsmedizin Lausitz ist somit mehr als nur ein medizinisches Projekt. Sie ist ein Symbol für den Strukturwandel in der Region und ein Leuchtturmprojekt, das weit über die Grenzen Brandenburgs hinaus strahlt. Das zeigt auch der Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz. Mit der Schaffung zahlreicher Arbeitsplätze und Studienplätze wird die MUL-CT ein wichtiger wirtschaftlicher und sozialer Impulsgeber für die Region sein. Durch die Kombination von Forschung, Lehre und Krankenversorgung wird die MUL-CT den Wandel in der Lausitz maßgeblich mitgestalten und prägen. So wird das gesundheitliche Herz der Lausitz wieder kräftig und rhythmisch schlagen, und die Region wird als lebendiger und attraktiver Standort gestärkt.

Die Medizinsiche Schule hat einen Standort in Forst.

Die Medizinsiche Schule hat einen Standort in Forst.

Der Aufbau der Universitätsmedizin wird maßgeblich durch Bundes- und Landesmittel finanziert. Insgesamt sollen bis 2038 fast vier Milliarden Euro investiert werden. Davon trägt der Bund 1,9 Milliarden Euro und das Land Brandenburg 1,8 Milliarden Euro. Diese Investitionen sind Teil des Strukturstärkungsgesetzes, das speziell für die Unterstützung der vom Kohleausstieg betroffenen Regionen konzipiert wurde.