Die Arbeiten für das neue ICE-Instandhaltungswerk der Deutschen Bahn AG in Cottbus laufen weiterhin nach Plan: Anfang Januar kann die erste der beiden geplanten Hallen des neuen Werkes in Betrieb genommen werden. Das teilten Ministerpräsident Dietmar Woidke und die Vorständin für Digitalisierung und Technik der Deutschen Bahn AG, Daniela Gerd tom Markotten heute in der Potsdamer Staatskanzlei nach der dritten Sitzung der Task Force Bahnstandort Cottbus mit.
Die im November vergangenen Jahres gegründete Task Force steht unter Leitung von Woidke und Gerd tom Markotten. Sie begleitet im Rahmen der Lausitzer Strukturstärkung den Bau des neuen ICE-Instandhaltungswerkes sowie den Fortschritt bei den Schienenprojekten in der Lausitz. Für das neue Werk werden am Standort des Bahninstandhaltungswerkes Cottbus zwei neue Hallen für die Instandhaltung der ICE-4-Flotte errichtet.
In die zuerst einsatzbereite, zweigleisige Halle werden bereits Anfang Januar 2024 erstmals ICE-Züge für die Instandhaltung einfahren. Das Dach und die Fassade der 445 Meter langen Halle sind bereits geschlossen. Aktuell wird die Maschinen- und Anlagentechnik installiert, zum Beispiel Dacharbeitsbühnen, Krananlagen und die erhöhten Gleise zum ergonomischen Arbeiten. Der Innenausbau läuft noch bis Oktober. Die Inbetriebnahme der zweiten, viergleisigen Halle ist für 2026 vorgesehen. Insgesamt entstehen in dem neuen ICE-Werk rund 1.200 zusätzliche Industriearbeits- und Ausbildungsplätze.
Woidke sagte: „Mit dem ICE-Werk können wir sehen, wie gut die Strukturentwicklung vorangeht. Das ICE-Werk passt zu 100 Prozent zu unserem Lausitzprogramm 2038: Es wird ein innovatives, digitales und nachhaltiges Werk mit Industriearbeitsplätzen, die für unsere Idee von guter Arbeit stehen. Dass die erste Halle zwei Jahre früher als ursprünglich geplant in Betrieb gehen kann, ist Beleg für die gute Zusammenarbeit aller Akteure im Strukturwandel.
Für die Lausitz zahlt sich aus, dass wir im Jahr 2019 mit dem Bund hartnäckig um die mehr als zehn Milliarden gerungen haben. Ebenso richtig und wichtig war der vehemente Einsatz des Landes in der Task Force und in der MPK-Ost dafür, dass die DB Netz AG jetzt alle Lausitzer Schieneninfrastrukturprojekte planen kann. Der Neustart der Lausitz ist gelungen. Wir schaffen eine vielfältige, lebenswerte Lausitz mit zukunftsfähigen Jobs in Industrie, Forschung und Innovation.“
Gerd tom Markotten: „Wir bauen in Cottbus ein neues Werk in Rekordgeschwindigkeit: Zwischen dem Baubeginn im Mai 2022 und der Inbetriebnahme im Januar 2024 liegen nicht einmal zwei Jahre. Ich bin sehr stolz auf die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Projektpartner vor Ort und in der Task Force Bahnstandort Cottbus sowie auf die kluge und vorausschauende Planung. Dadurch sind die Arbeiten trotz Corona und weltweiter Lieferengpässe voll im Zeitplan. Die zusätzlichen Kapazitäten im neuen Werk in Cottbus brauchen wir für die Instandhaltung unserer stetig wachsenden Fahrzeugflotte. Im Schnitt kommen aktuell jeden Monat drei neue ICE dazu, denn immer mehr Menschen wollen klimafreundlich mit der Bahn fahren. Die Lausitz leistet so einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende und zur Erreichung der Klimaziele in Deutschland.“
Zu einzelnen Beratungsschwerpunkten des heutigen Treffens:
Infrastruktur / Bahnanbindung Lausitz
Die Lausitz wird im Rahmen der Strukturentwicklung mit dem Ausstieg aus der Braunkohle zur Modellregion für Klimaneutralität. Um die Lausitz als lebenswerte und innovative Wirtschaftsregion weiterzuentwickeln, muss sie noch besser an die Metropolen Berlin, Leipzig, Dresden, Breslau und Prag angebunden werden. Auch die Verbindungen innerhalb der Lausitz sollen gestärkt werden.
Zur Verbesserung der Schienenanbindung werden unter anderem der Ausbau des Bahnhofs Königs Wusterhausen (Nord- und Südkopf) und der zweigleisige Ausbau der Bahnstecke Lübbenau-Cottbus beitragen. Beide Vorhaben werden aus Mitteln des Strukturstärkungsgesetzes finanziert.
Für den Bahnhof Königs Wusterhausen haben Bund, Land und DB AG Anfang des Jahres eine Finanzierungsvereinbarung unterzeichnet. Der Bahnhof ist bislang nur eingleisig befahrbar und daher ein Nadelöhr auf der vielbefahrenen Bahnstrecke Berlin-Cottbus. Die Engstelle soll unter anderem durch den Bau von Gleisen und Weichen sowie den Ausbau der Eisenbahnüberführung Nottekanal beseitigt werden. Die ersten Bauarbeiten dafür sollen bis 2027 abgeschlossen werden.
Das dringend erforderliche zweite Gleis auf der 29 Kilometer langen Strecke Lübbenau-Cottbus soll samt Elektrifizierung ebenfalls 2027 in Betrieb gehen. Für dieses Vorhaben soll noch im Herbst 2023 eine Finanzierungsvereinbarung Bund, Land und Deutsche Bahn AG unterzeichnet werden.
Um den Prozess für diese beiden bedeutenden Vorhaben zur besseren Verkehrsanbindung der Lausitz zu beschleunigen, ist das Land Brandenburg mit Planungsarbeiten in Höhe von mehr als 14 Millionen Euro in Vorleistung gegangen.
Auch für den Ausbau der Bahnstrecken Cottbus-Görlitz sowie Cottbus-Forst sollen noch in diesem Jahr die notwendigen Finanzierungsvereinbarungen abgeschlossen werden, die DB bereitet aktuell die Planungsaufnahme vor. Der Bahnhof Cottbus ist bereits umfassend aus- und umgebaut worden. Mit dem Fahrplanwechsel im vergangenen Winter ist das Angebot auf den Lausitzer Schienen um etwa 30 Prozent ausgeweitet worden.
Fachkräfte- und Auszubildendengewinnung für das neue ICE-Werk
Im Instandhaltungswerk Cottbus entstehen 1.200 hochqualifizierte Industriearbeits- und Ausbildungsplätze. Alle für die Inbetriebnahme der ersten Halle erforderlichen Arbeits- und Fachkräfte sind bereits an Bord. Sie werden derzeit in anderen ICE-Werken umfassend qualifiziert, um im Januar in Cottbus zu starten.
Unter den Mitarbeitenden für das neue Werk sind zahlreiche ehemalige Beschäftigte der LEAG. Ebenso konnte die DB AG konzernintern Mitarbeitende für einen Wechsel in das neue Werk gewinnen. Auch vom externen Arbeitsmarkt wurden neue Mitarbeitende eingestellt, teilweise war der Wechsel ins neue Werk in Cottbus die Chance, in die Lausitzer Heimat zurückzukehren.
Weitere Fachkräfte werden gebraucht, wenn die zweite, viergleisige Halle des neuen Werks in Betrieb geht. Das ist derzeit für 2026 geplant. Dafür setzt die DB zum einen auf die langfristig angelegte Kooperation mit der LEAG, zum anderen auf die eigene Ausbildung am Standort Cottbus. Sie soll einen großen Anteil des weiteren Fachkräftebedarfs decken. Die Zahl der Ausbildungsplätze ist dafür bereits deutlich erhöht worden. In diesem und dem vergangenen Jahr sind jeweils 100 Auszubildende neu eingestellt worden. Mitarbeitende der LEAG werden im Rahmen der Kooperation beider Unternehmen auch in Zukunft zur DB AG und ins neue Werk in Cottbus wechseln können. In Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit ist darüber hinaus eine Umschulungsinitiative geplant.
Zur Anwerbung von Fachkräften aus anderen Regionen unterstützt die DB AG aktiv die Imagekampagne „Krasse Lausitz“ des Landes Brandenburg. Sie macht die starke Entwicklung der Lausitz sichtbar und verdeutlicht die damit verbundenen Chancen für die Menschen weit über die Grenzen von Brandenburg hinaus.
Fortschritt beim Bau des neuen ICE-Instandhaltungswerkes
Halle 2 (zweigleisig, aktuell im Bau)
- Mai 2022 Baubeginn für Halle 2
- März 2023 Beginn Innenausbau
- Bis Ende 2023 Außenanlagen, Stromversorgung und Gleise sowie bahntechnische Ausrüstung und Einbau Maschinentechnik
- Inbetriebnahme Anfang Januar 2024
Halle 1 (viergleisig, Bau bis 2026)
- Planungen für Halle 1 laufen auf Hochtouren
- Bauvorbereitende Maßnahmen laufen seit Herbst 2022
- Inbetriebnahme für 2026 geplant
Die Task Force Bahnstandort Cottbus tritt mindestens halbjährlich zusammen. Ihr gehören neben Ministerpräsident Woidke und DB-Vorständin Gerd tom Markotten auch Wirtschaftsminister Jörg Steinbach, Verkehrsminister Guido Beermann, Umweltminister Axel Vogel sowie Vertreterinnen und Vertreter des Bundesverkehrsministeriums, der DB Netz AG, des Eisenbahnbundesamtes, der Stadt Cottbus sowie des Landkreises Spree-Neiße an.